© James Chan-A-Sue

Goya-Triptychon

szenische Komposition mit Video (2013–20)
im Dialog mit Los Caprichos von Francisco de Goya, 37 Min.

Goyas Hände (2013)
für Gitarre mit Video, 11 Min.

Goyas Räume (2015)
für Gitarre, Trompete, Kontrabass, Schlagzeug mit Video, 17 Min.
Auftragswerk der Gaudeamus Muziekweek für Ensemble Modelo62

Goyas Stimmen (2020)
für Stimme, Trompete, Schlagzeug mit Video, 8 Min.

Betrachtet man den Radierungszyklus Los Caprichos, den Francisco de Goya 1799 veröffentlichte, fällt eine enorme Ausdrucksintensität auf, die sich auf allen Bildebenen zeigt. Die Idee des Goya-Triptychons ist es nun, die Betrachtung auf jeweils nur einen einzelnen Aspekt zu fokussieren – die Gesten, die Bildhintergründe, die Mimik der Gesichter – und alles andere auf den Bildern auszublenden. Die auf diese Weise entstehenden Bildfragmentierungen werden – jeweils montiert zu einem Video – auf eine Gaze projiziert, hinter der die Musikerinnen und Musiker die Gestik, Mimik und Figurenkonstellationen der Bilder in ihr Spiel integrieren und somit in einen imaginären Dialog mit Goyas Los Caprichos treten – eine musikalisch interpretierte Fortsetzung der Tradition der »tableaux vivants«.

In Goyas Hände werden dabei zunächst die verschiedenen gestischen Ausdrucksformen untersucht. Goyas Räume zeigt die von ihren Figuren entleerten und virtuell ergänzten Bildhintergründe, welche nun wiederum als Bühne für die szenisch agierenden Musiker*innen dienen. In Goyas Stimmen wird schließlich imaginiert, was aus den fast immer geöffneten Mündern zu hören sein könnte, die Goya malte, als er bereits taub war.

Vor den Augen und Ohren der Betrachter werden Goyas Bilder lebendig, die Musiker*innen werden zu Figuren in ihnen und die getrennten Bildebenen setzen sich allmählich in neuer Weise virtuell wieder zusammen.

Henrik Dewes (Gitarre)
Valentin François (Trompete)
Marko Hristoskov (Kontrabass)
Corentin Marillier (Schlagzeug)
Angela Postweiler (Stimme)
CHEN Chengwen (Videozuspiel)

Filmische Interpretation: James Chan-A-Sue + Tobias Klich
Audioaufnahme und Schnitt: Stephan Schmidt
Koproduktion von Deutscher Musikrat gGmbH und Deutschlandfunk

Ausschnitte aus Goyas Hände mit Jürgen Ruck (Gitarre)
25.10.2020 | Sprengelmuseum Hannover | Hannoversche Gesellschaft für Neue Musik

Pressestimmen

„Sinnfällige Verbindung von bildender, klingender und darstellender Kunst. Klich hat sämtliche Hände aus Goyas Radierungszyklus Los Caprichos gleichsam isoliert und hernach in seine Komposition eingearbeitet. So verschränken sich aufs reizvollste gleich mehrere Künste zu einer anregenden ästhetischen Konstellation.“

Rolf Stein | Kreiszeitung Syke

„[…] Leidenschaft und Trägheit: Die Sünde ist ein schweres Laster und anfänglich scheinen Goyas Hände, wie sie der Komponist Tobias Klich für Gitarre und Video geformt hat, Henrik Dewes fast zu erdrücken. Der gleitende Saitensprung hat etwas passioniert Fliehendes, das Flirren verleiht Flügel und lässt den Vogel doch am Boden. Eine Energieleistung […]“

Markus Mertens | Badische Neueste Nachrichten Karlsruhe

„Die Neue Musik ist hier mit Händen (be-)greifbar in ihrer Erforschung von Raum, Zeit, Poesie und Klang – mit Gesten, wie sie einst Goya zeichnete.“

Jörg Meyer | hansen & munk – der kultur.blog für kiel und mehr