dokumentarisches Musiktheater (2013–15)
für Gitarre, 2 Posaunen, 2 Schauspieler, Video- und Audiozuspiel, 80 Min.
Komposition: Tobias Klich
Text und Regie: Cornelia Heger
Dokumentarisches Musiktheater über die Tätigkeit des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR und die seelischen Folgen von Stasi-Zersetzungsmaßnahmen und Stasi-Haft in die nachfolgenden Generationen hinein.
„Man muß aber auch sagen, manchmal sind es auch Jubiläen. Jubiläen, die die Mehrheit vielleicht wirklich in Gedenken, in einem angemessenen Gedenken begeht, die das auch wieder schlimmer machen. Also es sind nicht immer nur schlimme Intentionen oder die falschen Menschen, die dahinter stehen, sondern es ist einfach auch manchmal: aha, jetzt ist es 20 Jahre her, jetzt ist es 25 Jahre her und alles kommt wieder hoch.“
Prof. Dr. Dr. Andreas Maercker
Das dokumentarische Musiktheaterprojekt Uns wirst du nicht mehr los möchte den anhaltenden seelischen Folgen von „operativer Psychologie“ und „Zersetzungsmaßnahmen“ („weiße“ Folter) durch die DDR/Stasi Ausdruck verleihen und die Auswirkungen von Trauma sowie dessen trans-generationale Weitergabe an die Zweite Generation untersuchen. Ziel ist einerseits, mit Mitteln des dokumentarischen Theaters den theoretischen und staatsrechtlichen Überbau des paranoiden DDR-Überwachungssystems aufzuzeigen und den Aussagen von Zeitzeugen gegenüberzustellen sowie andererseits unter Anwendung aktueller Erkenntnisse aus Traumaforschung und Epigenetik die logische wie brisante Schlussfolgerung nahezulegen, dass psychische Folter seine Wirkung über Generationen behält, auch wenn das politische System, das sie erzeugte, längst weg ist.
Im Fokus stehen dabei Dissertationen der ehemaligen Juristischen Hochschule Potsdam/Golm zur „Operativen Psychologie“ der Stasi, Interviews mit Zeitzeugen und Wissenschaftlern zur Traumaforschung und Epigentik.
Die Musik greift direkt in das dokumentarische Material ein und setzt mit instrumentalen und elektronischen Mitteln als Erweiterung, Deformation und Zersetzung von Sprache an. Als Modell wird der Prozess von Zersetzung, Traumatisierung und Weitergabe des Traumas an den Instrumenten selbst vorgeführt, szenische und musikalische Elemente sind dabei eng miteinander verwoben, um auf diese Weise ein genaues Hören und emotionales Verstehen und somit eine kritische Auseinandersetzung zu befördern.
„Wir erzeugen ja mit einer wissenschaftlichen Untersuchung den Eindruck, es wäre alles sagbar, und das ist ja nur ein Teil der Geschichte, denn vieles bleibt unsagbar: Ausmaß, Art des Schmerzes, des Inneren, was in einem brennt, das lässt sich nicht in eine Studie hineinbringen, deswegen bleiben wir immer so wie eine Folie über dem, was eigentlich wichtig ist und wie man eigentlich empfindet.“
Prof. Dr. Dr. Andreas Maercker
Komposition: Tobias Klich
Text und Regie: Cornelia Heger
Klangregie: Constantin Popp
Video: Alenka Kreideweiss
Schauspieler*innen: Vivian Lüdorf, Mareike Zwahr
Gitarre: Tobias Klich
Posaune 1: Alon Stoler
Posaune 2: Mohamed Aly
Interviewpartner Zeitzeugen:
Mathias Kreibich, Astrid Kreibich
Interviewpartner & wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Dr. Andreas Maercker
Dr. phil. Dipl.-Psych. Stefan Trobisch-Lütge
Sprecher*innen der Audiozuspielungen:
Sabine Germer, Lutz Streicher, Klaus Streich, Björn Werner
Bondage-Künstler: Shibari-Express
Puppen-Bau: Florian Loycke/das Helmi
Technische Leitung: Jörg Schildbach & „Lichtblick“
Licht: Arthur Romanowski
Ton: Falk Noack, Stefan Hergenröther
Regie-Assistenz: Paulina Bock de Barillas
Finanzierung, Produktionsleitung, Öffentlichkeitsarbeit:
Kerstin Wiehe, Milena Oswald, k&k kultkom
UA: 08.12. | 09.12. | 10.12.2015 | Heinrich-Böll-Stiftung Berlin
Eine Produktion von Kulturkontakte e.V.
Gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
sowie durch die Heinrich Böll Stiftung Berlin.