© James Chan-A-Sue

Die Wiederaufnahme der Zeit

im Dialog mit Violin tuned D.E.A.D. von Bruce Nauman
für Violine mit Video- oder Audiozuspiel (2005–06/2015), 10 Min.

Violin Tuned D.E.A.D. (1969) gehört zu einer Reihe von Performances, die der Künstler Bruce Nauman in den 1960er und 1970er Jahren schuf und die einfache, oft repetitive und rituelle Aktivitäten beinhalten, »Übungen«, die Nauman alleine in seinem Studio vorführte, und die er zunächst mit Film und später mit Video aufnahm. Fast eine Stunde lang steht der Künstler in Violin Tuned D.E.A.D. mit dem Rücken zur Kamera und spielt immer wieder die leeren Saiten einer umgestimmten Geige. Anstatt nach harmonischer, stimmt Nauman sie nach linguistischer Logik, womit er das Instrument und, in Verbindung damit, die in der Geige eingebettete Tradition west­licher Musik als tot erklärt.

Wie kann ein Geiger in der Konfrontation mit sich selbst auf solch eine Situation des inneren Stillstands reagieren? Wie kann er einen Dialog mit sich selbst entfalten? Wie kann er durch Nicht-Identität mit sich selbst diesen toten Zustand überwinden? Wie gelingt es ihm die Zeit wieder aufzunehmen?

Die Komposition Die Wiederaufnahme der Zeit tritt in einen direkten Dialog mit Violin Tuned D.E.A.D. von Bruce Nauman und unternimmt den Versuch einer musikalischen Interpretation dieser Performance.

Byol Kang (Violine)
Filmische Interpretation von James Chan-A-Sue + Tobias Klich

Pressestimmen

„Klich radikalisiert Naumans Konzept, indem der Geiger oder die Geigerin nicht nur aus freiem Willen oder einem inneren nur empfundenen Zwang handelt, sondern ganz klar einem äußeren Einfluß – der Taktung durch den Geigenautomaten unterworfen ist. Damit wird das Stück zur Parabel auf den rasenden Stillstand der industriell beschleunigten Gesellschaft, manipuliert und fremdbestimmt. Genau daraus erwächst der hohe expressive Druck des Stücks und auch seine Virtuosität.“

Ingo Dorfmüller | Deutschlandfunk | Preisträgerkonzert des Deutschen Musikwettbewerbs 2016

„Klich kreiert einen Dialog zwischen einem zugespielten, unerbittlich repetierten d-e-a-d-Akkord der Violine und leibhaftiger Reaktion hierauf. Geigerin Byol Kang bestand diese Herausforderung glänzend.“

Fritz Herzog und Guido Krawinkel | General Anzeiger Bonn