Vogelfänger

6-Kanal-Klanginstallation mit 28 Miniaturlautsprechern in 5 Vogelkäfigen und 1 Kopfhörer (2013)
im Dialog mit Robert Schumanns Vogel als Prophet
von Paul Melzer + Tobias Klich

Der Vogelfänger präsentiert seine exotischen Findlinge. In seiner Sammlung befinden sich auch einige ganz seltene Exemplare. Schon Robert Schumann hatte versucht, den Gesang dieser besonderen Spezies in seinem berühmten Klavierstück Vogel als Prophet in Musik einzufangen. Hier kann man nun die Originale bestaunen!

In dieser Klanginstallation wird das Verhältnis von Kunst und Natur in besonderer Weise reflektiert. Von Robert Schumann „in Kunst verwandelte“ Vogelstimmen (aus seinem Klavierstück Vogel als Prophet) werden fragmentiert, elektronisch bearbeitet, gefiltert, transponiert, in unterschiedlichen Geschwindigkeiten abgespielt und vielfach gleichzeitig überlagert. Diese in Gruppen gebündelten, stets variierenden Motive werden nun mit zahlreichen Miniaturlautsprechern wieder zurück in die Natur abgestrahlt, eingefangen in einer Installation aus mehreren individuell inszenierten Vogelkäfigen.

Als Betrachter kann man sich frei zwischen den in großen Distanzen aufgestellten und auf diese Weise scheinbar unabhängig voneinander agierenden Klangquellen bewegen und dabei zugleich deren eng vernetzte Kommunikation sowie die komponierten Bewegungen der Klänge im Raum beobachten. Die unterschiedlich und nicht vorhersehbar langen Pausen zwischen den einzelnen Ereignissen ermöglichen immer wieder die Wahrnehmung der Umgebungsgeräusche.

In einer Art Kommentarebene sind durch zwei externe Kopfhörer jeweils der isolierte Text des Vogelfängers aus Mozarts „Zauberflöte“, gelesen von einer Computerstimme sowie durch Granularsynthese extrem künstlich verfremdete Fragmente aus der dazugehörigen Musik zu hören.

Die Grenze zwischen Kunst und Natur wird auf diese Weise instabil und im öffentlichen, gesellschaftlichen Raum für eine Hinterfragung und Neubewertung geöffnet. Doch auch die Prophezeiungen dieser eingefangenen, skurrilen Vogelsammlung sind nicht leicht zu entschlüsseln.

Ausstellungen

04.08.2013 | Vehrings Garten Syke | GartenKultur-Musikfestival
12.11.2013 | Hochschule für Künste Bremen | Diplomkonzert Tobias Klich
07.06.–06.07.2014 | Künstlerhaus Dortmund | Ausstellung „Zwitschern zwischen Zwischenzäunen“
24.08.2014 | Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf
14.05.–25.05.2015 | Künstlerhof Schreyahn (Wendland)
10.09.–13.09.2015 | Gaudeamus Muziekweek Utrecht | De Oude Hortus
19.09.–27.09.2015 | Herrenhäuser Gärten Hannover | Berggarten

Pressestimmen

„Kleines Paradies mit avantgardistischen Klängen“

Dagmar Voss | Weser Kurier

„Ein Stück von einem ganz eigenen, ungemein originellen Zauber, das tatsächlich das Hören im Garten grundsätzlich veränderte: ist es künstlich oder natürlich, kommt es aus Lautsprechern oder aus den Natur?“

Ute Schalz-Laurenze | Kreiszeitung Syke

„Bei denen piept’s wohl! Schräge Kunst im Berggarten. Gefördert wird der Klang-Salat als Kunstprojekt vom Niedersächsischen Wissenschaftsministerium.“

BILD-Zeitung Hannover | 18.09.2015

„Hast du Töne? Eine Klanginstallation in Hannovers Berggarten irritiert. Seltsame Geräusche kommen mal von links, mal von hinten, mal von irgendwo. Sie erinnern an Vogelstimmen, dann wieder sind Klaviertöne erkennbar. Ein irritierender Mix in ständig wechselnden Lautstärken und aus unterschiedlichsten Richtungen. Ganz so wie in der Natur.“

Andreas Krasselt | Neue Presse Hannover

„Alternativ blieben einige Gäste zwischen den Vogelkäfigen stehen und lauschten der avantgardistischen Musik von Paul Melzer und Tobias Klich. Diverse Vogelkäfige lieferten für das Ohr ungewohnte Töne.“

Dagmar Voss | Weser Kurier